Rote Bete und Weisse Ruebchen (Info)

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  Gemüse
Zubereitung:
. Vom Kellerkind zur Kuechendiva

Sie sind einfach bildschoen, diese jungen, zarten Kugeln in
leuchtend dunklem Weinrot und cremigem Weiss, wenn sie jung geerntet
und mit ihrem gruenen Blattschopf, zum Strauss gebuendelt und
verschnuert, auf dem Markt angeboten werden. Wer Rote Bete nur aus
dem Glas in einer essigscharfen Marinade kennt, wird ein voellig
neues Gemuese entdecken und staunen, was man alles daraus machen
kann. Dasselbe gilt natuerlich fuer Weisse Ruebchen - beide Gemuese
sind wirklich zu Unrecht in Vergessenheit geraten.

Der richtige Einkauf

Wichtig ist, dass der Gaertner die Ruebchen nicht zu gross und dick
werden laesst: Wenn die runden Knollen nur walnuss- bis
tischtennisballgross sind, erweisen sie sind als besonders zart und
knackig. Baby-Ruebchen nennt man sie dann gern liebevoll. Und man
kann sie dann sogar roh geniessen, zum Beispiel geraspelt, als
erfrischenden Salat.

Viele glauben, dass Rote Rueben (Randen, wie man in Bayern dazu
sagt) ein Wintergemuese sind. Sie haben nicht unrecht: Damit sie
eingelagert werden koennen, hat man immer Rote Rueben gern
vollkommen ausreifen lassen. Vom Kraut befreit, im feuchten, kuehlen
und dunklen Keller aufbewahrt, hatte man dann tatsaechlich den
ganzen Winter ueber davon. Aber von seiner allerbesten Seite zeigt
sich das Gemuese eben im Sommer, wenn man die kleinen Knollen frisch
aus dem Boden zieht. Dann ist ihr zartes Fleisch ein grosses
Vergnuegen. Meist werden je fuenf bis sechs wie Radieschen
gebuendelt und mit ihrem Laub verkauft - aus dem sich das Gemuese
noch einige Tage mit Nahrung und Saft versorgt. Rote Beete ist
uebrigens die gleiche Pflanze wie der Mangold. In Italien wird
beides Barbabietola genannt.

Aber allzu lange sollte man die Knollen nicht aufbewahren, sie
schrumpeln schnell, werden welk und verlieren ihre Knackigkeit.
Frische Blaetter brauchen nicht auf dem Kompost zu landen, die
kleinsten kann man fein geschnitten als wuerzendes Kraut verwenden.
Groessere Blaetter lassen sich, solange sie zart sind, fuellen: mit
einer gut gewuerzten Hackfleischfarce. Die Paeckchen schmecken
herrlich gebraten und geschmort, man kann sie auch daempfen, wobei
sie ihre schoene leuchtende Farbe behalten. Und ausserdem schmecken
sie, ganz aehnliche wie ihr Vetter, der Mangold, geduenstet als
Blattgemuese ganz prima.

Weisse Rueben sind ja derart in Vergessenheit geraten, dass man sie
jahrelang auf keinem Markt mehr kaufen konnte. Aber gewiss nicht
ohne Grund galten bei unseren Urgrosseltern die selbst in Frankreich
beruehmten Teltower Ruebchen als besondere Delikatesse, in
Frankreich liebt man noch heute die weissen "navets" mit ihrem lila
Kranz als besonders elegantes Gemuese. Dass all diese Ruebensorten
bei uns so aus der Mode gekommen sind, liegt sicher daran, dass ein
falsches Ziel der Gaertner, naemlich moeglichst hoher Ertrag, die
Knollen gross und dick und derb hat werden lassen, statt sie als
Ruebchen zu ernten, solange sie noch klein und fein sind.

Deshalb also: Gehen Sie auf den Markt, suchen Sie sich einen
Gaertner oder Bauern, der Ihren Wunsch nach jungem (zartem) Gemuese
versteht.

Tipps fuer die Kueche

Wer nicht tagelang mit rot eingefaerbten Fingern herumlaufen
moechte, sollte Einmal-Handschuhe anziehen, bevor er mit Roten Beten
hantiert. Ihr Saft haftet unglaublich lange - nicht umsonst nimmt
man ihn gern zum Ostereierfaerben. Und wer Rote Ruebchen mit
anderem, hellem Gemuese verarbeitet, zum Beispiel geraspelt als
Salat, sollte alles stets nach Farben trennen, denn die Roten Bete
faerben sonst gnadenlos alles rot.

Vor dem Kochen sollte man Rote Bete stets gut buersten, das Laub
nicht zu knapp wegschneiden, sondern mindestens 2 Zentimeter hoch
stehen lassen und auch das Wurzelschwaenzchen nicht kappen:
Nirgendwo darf die Schale verletzt werden, sonst blutet die Knolle
aus und verliert mit ihrem schoenen roten Saft auch alle Kraft. Die
Knollen werden also im allgemeinen ungeschaelt gekocht.

Und so hat man schnell eine koestliche Vorspeise fertig: Die
gekochten Knollen pellen, in Scheiben schneiden und dachziegelartig
auf einer Platte auslegen, mit zerbroeckeltem griechischem
Schafskaese bestreuen und mit aromatischem Olivenoel betraeufeln.
Das Carpaccio sieht entzueckend aus und schmeckt umwerfend gut. Der
Name stammt uebrigens von dem Maler Carpaccio, der im 17.
Jahrhundert mit einer sehr intensiven roten Farbe gemalt hat. Der
Venezianische Koch Cipriani hat in den 50er Jahren fuer hauchduenn
aufgeschnittenes rohes Fleisch deswegen diesen Namen benutzt. Aber
inzwischen heisst alles Carpaccio, was duenn aufgeschnitten als
Vorspeise verwendet wird.

Wer eine groessere Menge von Roten Beten braucht - fuer eine Party
etwa -, der schichtet die gebuersteten Knollen am besten dicht an
dicht in eine Backform und gart sie im 180 Grad Celsius heissen Ofen
- so wird das Gemuese nicht ausgelaugt, im Gegenteil sogar
konzentriert und schmeckt noch intensiver. In Frankreich gart man
die Knollen in einem Bett von grobem Meersalz: dann bleiben sie
schoen aufrecht stehen und purzeln nicht in der Form herum. Bei uns
ist dieses Salz ein ziemlich teurer Luxus; deshalb wird man sich
diesen Aufwand meist sparen - es geht ja schliesslich auch so ...
Aber man kann auch bei uns bereits im Ofen gebackene, gare Rote Bete
kaufen. Sie liegen vakuumverpackt im Gemueseregal und sind wunderbar
geeignet fuer einen schnellen Salat, auch fuer rasch in Butter oder
Olivenoel geschwenktes Gemuese.

Was alles in den tollen Knollen steckt

In jedem Fall ist es ein vitamin- und mineralstoffreiches Gemuese,
zum Beispiel steckt viel Kalium drin, eine Menge Phosphor und Eisen.
Dieses hilft dem Koerper bei der Blutbildung, reichlich
Ballaststoffe bei der Verdauung.

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