Rezept für 1 - Text
|
|
Zubereitung: | |
---|---|
. | Fast zwei Jahre nach Beginn der BSE-Krise in Deutschland scheint Normalitaet eingekehrt zu sein, denn der Fleischabsatz ist fast auf altem Niveau. Dennoch: Das Vertrauen der Verbraucher in die Landwirtschaft hat arg gelitten. Und genau dagegen will jetzt die Fleischwirtschaft angehen. Ab Mitte September wird daher ein weiteres Zeichen zur Siegelflut auf deutschen Lebensmitteln beitragen: das QS-Guetesiegel fuer Fleisch. QS steht fuer "Qualitaet und Sicherheit", auch wenn es der Bauernverband gleich mit "Quantensprung" uebersetzt. Zunaechst hat das QS-Siegel vor allem einen Sinn: Es soll den Absatz von Fleisch foerdern. Aus der Taufe gehoben hat es eine breite Allianz: Bauernverband, Futtermittelindustrie, Fleischindustrie und der Einzelhandel. Und entsprechend will man kein Nischen-Siegel, sondern eines, dass fuer viele, wenn nicht die meisten Produkte passt. Daher ist klar, es soll Fleisch aus konventionellen Betrieben adeln, von Oeko ist keine Rede. _Was verspricht das neue Siegel?_ In ersten Entwuerfen sah es denn auch so aus, dass das QS-Zeichen nicht mehr garantieren soll als die Einhaltung der bestehenden Gesetze - reine Augenwischerei also. Aber vor allem der Handel gab sich damit nicht zufrieden. Und mittlerweile hat man Kriterien festgelegt, die in einigen Punkten ueber das gesetzlichen Mindestmass hinausgehen: * Verbot von Antibiotika als Leistungsfoerderer in der Tiermast. Erlaubt bleibt aber weiterhin der Einsatz bei der Fuetterung von Ferkeln mit einem Gewicht von weniger als 40 Kilogramm. * Eine Positivliste fuer Futterinhaltsstoffe wird eingefuehrt. Bisher galt eine Negativliste: Es war alles erlaubt, was der Gesetzgeber nicht ausdruecklich verboten hatte. Anders als bisher muessen jetzt auch alle Inhaltsstoffe auf den Futtersaecken offen deklariert werden. * Kontrollen finden erstmals auch bei konventionellen Landwirten statt. Zertifizierte QS-Pruefer besuchen jeden Hof eines QS-Bauern mindestens alle drei Jahre. QS-Bauern muessen sich zur bisher nicht erforderlichen Dokumentation ihrer Arbeit verpflichten, also Aufzeichnungen ueber Medikamenteneinsaetze, Tierarztbesuche und Futterkaeufe fuehren. * Der Landwirt darf sich seinen Tierarzt nicht mehr frei waehlen. Nur noch Vertragstieraerzte sind zugelassen. Das soll unerlaubtes Medikamenten-Doping verhindern. _Kritik an laschen QS-Standards_ Verbraucherverbaende und Naturschuetzer sehen das QS-Zeichen kritisch. Sie bemaengeln, dass die Verantwortlichen der BSE-Krise das neue Guetesiegel unter sich ausmachen, ohne Beteiligung der Verbraucherschuetzer. Ausserdem fallen einige Kriterien weit hinter Oeko-Standards zurueck. Das betrifft nicht nur den Einsatz von Antibiotika in der Ferkelaufzucht. So gibt es auch keinerlei Vorschriften zur Tierhaltung. Es ist lediglich das Gesetz einzuhalten. Und das erlaubt Haltungsbedingungen gerade in der Schweinemast, die alles andere als tiergerecht sind. Die Folge: Krankheiten im Stall. Und das koennte die strengen QS-Richtlinien fuer Arzneien gleich wieder unterlaufen. Denn Antibiotika sind ausnahmsweise erlaubt, wenn es um die Therapie von Krankheiten geht, auch wenn Infektionen durch die Haltungsbedingungen provoziert werden. Ein weiteres QS-Manko: Gentechnik in den Futtermitteln ist erlaubt. Ebenfalls ist noch nicht klar, ob Tiermehl verboten bleiben soll oder doch wieder in den Futtertrog darf, zumindest in der Schweinemast. _Kontrollnetz mangelhaft_ Kritik erntet auch das weitmaschige Kontrollnetz von QS. Nur alle drei Jahre muss der Landwirt zum "QS-TUeV", waehrend Bio-Bauern jaehrlich den Kontrolleuren ihren Hof oeffnen muessen. Mangels Kontrollen taeuscht das QS-Siegel auch gerade jetzt in der Anfangsphase mehr Sicherheit vor, als es tatsaechlich garantieren kann. Die so genannten "QS-Buendler", wie zum Beispiel Schlachthoefe, koennen naemlich ihre gesamte Ware bereits mit Siegel vermarkten, wenn gerade mal 10 Prozent der angeschlossenen Betriebe ueberprueft und zugelassen sind. _Erste QS-Ware im September im Handel_ Am 19. September 2002 will nun der Handelsriese Wal Mart den Anfang machen: Dann kommt QS-Fleisch erstmals in die Kuehltheken einer Supermarktkette. Weitere Handelsunternehmen wollen bald folgen. Sie erhoehen den Druck auf die Fleischwirtschaft, QS-Ware bald in grossem Umfang anzuliefern. Damit keine Engpaesse auftauchen, wollen viele Schlachtunternehmen jetzt die Bauern mit differenzierten Preisen locken: Mehr Geld fuer QS-geprueftes Fleisch, weniger Geld fuer konventionelle, ungepruefte Ware. Erklaertes Ziel: 90 Prozent der Landwirte sollen bis Ende naechsten Jahres QS-zertifiziert sein. Fleisch ohne Siegel soll fast ganz vom Markt verschwinden. Allerdings ist schon jetzt abzusehen, dass die Handelsriesen den Schlachthoefen und Fleischvermarktern kaum hoehere Preise fuer das Fleisch zahlen werden. Und die sehen sich daher auch nicht in der Lage, die Bauern fuer ihren Mehraufwand angemessen zu entschaedigen. Maximal 1 Cent pro Kilogramm wollen die Schlachthoefe fuer QS-Fleisch draufzahlen. Bislang ist das QS-Zeichen nur fuer Rotfleisch und Fleischwaren definiert. Kriterien fuer Gefluegel werden von der QS GmbH zurzeit erst erarbeitet. _Nachbesserung gefordert_ Fuer die Oeko-Verbaende ist auch das ein Dorn im Auge: Gerade Landwirte seien ohnehin finanziell zu sehr unter Druck. Da sei die Versuchung gross, doch wieder zu verbotenen Masthilfen aus dem Chemielabor zu greifen. Umkehr zur naturnahen Landwirtschaft mit entsprechender Verguetung fuer Landwirte statt verbesserter Dopingkontrollen ist daher das Motto der Oeko-Verbaende. |
Aufgerufen: 115
Luisa Rezepte . Anna's Übersicht